Cost Engineering

Karrieretipp und Berufsvergleich Kosteningeneur/in vs. Controller/in

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Karrieretipp und Berufsvergleich: Kosteningenieur/in vs. Controller/in*

Wir haben uns für euch wieder schlau gemacht und nachgeforscht, welche Berufe für eure Karriere interessant sein könnten. Heute stellen wir euch den Beruf des Kosteningenieurs vor. Damit es spannender wird, haben wir noch einen weiteren Beruf – den des Controllers – herangezogen und dabei einen Vergleich beider angestellt.

Dazu haben wir uns mit dem Kosteningenieur und Geschäftsführer der Imoran UG Sebastian Möller unterhalten. Er hilft Technologie-Start-ups dabei, zum Beispiel ihre Produktkosten zu reduzieren und vermittelt Know-how aus der Produktkostenoptimierung. Des Weiteren lehrt er als Dozent für Produktkostenkalkulation und -optimierung an der Technischen Hochschule Brandenburg.

Gohar Zatrjan: Herr Möller, der Beruf des Kosteningenieurs ähnelt in mancher Hinsicht dem des Controllers. Erläutern Sie doch bitte kurz, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Berufe bestehen.

 

Sebastian Möller: Beides sind Disziplinen, die eine große Fülle an Aufgaben haben, die über den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmung entscheiden. Ich persönlich mag beide Bereiche sehr.

Im Groben plant, koordiniert und steuert der Controller die Geschäftsbereiche des Unternehmens. Stellt er eine Abweichung in der Wirtschaftlichkeit (Gewinn, Umsatz, Rendite o. a.) fest, dann ist das Management gefordert, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Danach tritt der Kosteningenieur auf den Plan und unterstützt die Fachabteilungen im Unternehmen dabei, die Ziele zu erreichen. Im Idealfall begleitet ein Kosteningenieur die Produktentwicklung, wodurch eine Schieflage sehr früh im Entwicklungsprozess vorgebeugt und vermieden werden kann.

Die große Gemeinsamkeit liegt darin, dass beiden die Wirtschaftlichkeit der Produkte und des Unternehmens am Herzen liegt. Mit ihren Fähig- und Fertigkeiten können sie wirtschaftlichen Erfolg möglich machen.

Sowohl Kosteningenieur als auch Controller arbeiten in Projekten und brauchen sich gegenseitig. Zum Beispiel ist der Kosteningenieur auf die Auswertungen des Controllers angewiesen. Er stellt Materiallisten, Kalkulationen, Vergleiche, Gemeinkostensätze, Budgets usw. aus dem SAP bereit, damit das Team arbeiten kann.

Beide kalkulieren Kosten auf operativer Ebene. Der Kosteningenieur hat Kalkulationsmethoden, welche jeden Fertigungsschritt und Kostenbestandteil des Produktes berücksichtigen. Die braucht er um 100% Kostentransparenz herstellen und optimieren zu können. So detailliert ist der Controller im SAP-System zum Beispiel nicht unterwegs.

Beide haben die Aufgabe, die Rationalität bei Entscheidungen zu sichern und Entscheidungen vorzubereiten. Dabei hat der Controller den Fokus auf die Wirtschaftlichkeitsrechnung von Produkten und Projekten, der Kosteningenieur dagegen auf dem Produkt und die Fertigungsschritte auf Prozessebene.

Gohar Zatrjan: Und die wesentlichen Unterscheide zwischen den Berufen bestehen in …?

 

Sebastian Möller: Einen wesentlichen Unterschied ist, dass der Controller plant (Budgets), koordiniert und steuert. Der Kosteningenieur kommt dann zum Einsatz, wenn es darum geht, Produkte kostenoptimal zu entwickeln oder Kosten zu optimieren, wenn die Wirtschaftlichkeit gelitten hat und die Marge eingebrochen ist.

Unterschied Nr. 1 liegt bei der Planung (Budgetierung).

Betrachten wir die Budgetierung im SAP-System, dann ist dies die Aufgabe des Controllers. Er koordiniert die Abfrage der Fachabteilungen, stellt die Werte im SAP-System ein und prüft dort, ob die Budgets eingehalten werden. Dann berichtet er den Fachabteilungen und dem Management, wie der Status ist und fordert Maßnahmen bei einer Überschreitung.

Der Kosteningenieur hingegen kann die Fachabteilung dabei unterstützen, einen Wert für das Budget zu ermitteln. Er kalkuliert Betriebsmittelkosten für den Einkauf oder die Fertigung und tritt in Aktion, wenn optimiert werden muss weil Ziele nicht gehalten werden.

Unterschied Nr. 2 besteht in der Steuerung der Wirtschaftlichkeit (Ziele IST/SOLL).

Der Controller behält die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und der Projekte im Blick. Er vergleicht Soll (die Planung) mit dem Ist. Unterscheiden sich diese negativ, analysiert er die Abweichung und triggert das Management an, Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Der Kosteningenieur unterstützt bei der Zielfindung, Plausibilisierung, Kommunikation und unterstützt letztendlich bei der Erreichung der Ziele. Dabei kann er Kostenpotentiale aufzeigen, Variantenvergleiche rechnen, Cost-Down-Workshops moderieren und ganze Kostensenkungsprojekte planen und leiten. Er unterstützt bei der Kostenoptimierung der Eigenfertigung, senkt Kosten durch Lieferantenplausibilisierungen und unterstützt bei der Argumentation von Kosten gegenüber den Kunden.

Unterschied 3 liegt im Reporting/Berichtswesen sowie dem Detailgrad.

Der Controller arbeitet und bereitet für das Management Darstellungen auf Unternehmens- und Produktebene auf, damit diese das Unternehmen steuern kann.

Der Kosteningenieur betrachtet die Produkte und die Materialien im Detail, aus denen sie gebaut und hergestellt werden. Er bereitet Berichte und Entscheidungsvorlagen auf Basis von Kalkulationen auf Fertigungsschrittebene vor.

Gohar Zatrjan: Haben Kosteningenieure in Unternehmen eine feste Position, die sie für eine längere Zeit besetzen können, oder werden Kosteningenieure für einen bestimmten Zeitraum gesucht und eingestellt?

Sebastian Möller: Sowohl als auch. Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern bauen sich zumeist eigene Abteilungen und Expertise in diesem Bereich auf. Bei den Automobilzulieferern und -herstellern sind je nach Konzern einige hundert Kosteningenieure beschäftigt.

Wenn ein Unternehmen Cost Engineering für sich entdeckt, holt es sich zunächst externes Know-how herein. Das sind Berater wie ich, die auf Stundenbasis arbeiten. Werden die Projekte größer, werden die Projektteams mit Freelancern unterstützt. Entscheidet das Unternehmen dann, langfristig Know-how bei sich zu binden, unterstützt der externe Dienstleister dabei, eine Cost-Engineering-Abteilung aufzubauen und hilft beim Know-how-Transfer. Später unterstützt er dann nur noch punktuell, wenn Kapazitätsspitzen abgedeckt werden müssen oder Spezialwissen notwendig ist.

Gohar Zatrjan: Kommt es in diesem Beruf auch auf Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen an?

 

Sebastian Möller: Ja. Da sich der Kosteningenieur an der Schnittstelle zu allen Fachabteilungen im Unternehmen befindet und zum Beispiel bei der Durchführung von Kostensenkungsworkshops (Cost-Down-Workshops) die Rolle als Moderator und Vermittler einnimmt, ist die Fähigkeit zu kommunizieren sehr wichtig. Von der Kommunikation und dem menschlichen Umgang mit den unterschiedlichen Charakteren in den Abteilungen und im Projekt hängt der Erfolg ab. Wenn sie nicht richtig kommunizieren, kommt es zu Konflikten, Prozesse dauern länger oder das ganze Kostensenkungsprojekt kann sogar scheiter

Gohar Zatrjan: Hat es während Ihrer persönlichen Berufslaufbahn als Kosteningenieur etwas gegeben, das Sie am meisten beeindruckt/geprägt/belastet hat?

 

Sebastian Möller: Am meisten beeindruckt hat mich der Moment, als ich sehr schnell in ein neues Projekt hineingeraten bin und innerhalb von drei Tagen einen Weg gefunden habe, mit den technischen Planern zusammenzuarbeiten. Das Lächeln auf ihren Gesichtern, als sie verstanden haben, wie wertvoll das Ergebnis meiner Arbeit war, hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe Transparenz geschaffen und wir konnten danach strukturiert an den Kostenhebeln arbeiten und haben somit unser Kostenziel erreicht.

Belastet hat mich dagegen die Phase am Anfang meiner Karriere. Ich betreute ein spezielles Projekt und der technische Projektleiter konnte mit dem Thema Wirtschaftlichkeit überhaupt nichts anfangen. Wir haben uns über ein Jahr ausgerangelt und nicht zueinander gefunden. Zusammen mit einem Kollegen konnten wir die Situation dann auflösen. Aus dieser Zeit ziehe ich viele Erkenntnisse bezüglich Kommunikation, Motive und andere Sichtweisen. Wir hatten ein gemeinsames Ziel und das Projekt war am Ende eines der wirtschaftlichsten.

Gohar Zatrjan: Was würden Sie Studenten und unseren potenziellen Lesern mit auf den Weg geben?

 

Sebastian Möller: In meiner Ausbildung hat mich am meisten die Einstellung zum lebenslangen Lernen geprägt. Ich konnte viel mit diesem Prinzip anfangen und es hat mich bis zu Ihnen in dieses Interview gebracht. Ich möchte diese Lebenseinstellung an die Studenten weitergeben. Eignen Sie sich wissen an. Am besten Sie starten mit den SAP-Kurs von erp4students, um ein Top-Controller zu werden und die zukünftigen Projekte in Ihrem Wunschunternehmen zu bereichern.

Möchten Sie Kosteningeneur werden könne Sie sich bei mir melden ?

 

Weitere Infos zu Sebastian Möller und seiner Tätigkeit findest du auf seiner Website https://imoran.de/.

*Hinsichtlich der Leserfreundlichkeit haben wir nachfolgend die männliche Anredeform gewählt. Es sollen sich jedoch alle Geschlechter angesprochen fühlen.

 

PS: Das Interview als Video finden Ihr sowohl bei erp4students unter folgendem LINK:

also auch auf dem YouTube Kanal von Imoran Cost Engineering:

 

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